gewaltfrei on tour - Konflikte im Alltag ohne Gewalt lösen

Anliegen der Ausstellung

Der Ausstellung liegt die Tatsache zugrunde, dass die Gewalt im Alltag unserer Gesellschaft, insbesondere unter Jugendlichen und sogar Kindern, zunimmt und die Gewaltschwelle sinkt. Dieses beunruhigende Phänomen ist heute leider noch immer so aktuell und brisant wie 2003, als paxforum für friedenskultur e. V. anlässlich des Massakers an der Gutenberg-Schule/Erfurt die Ausstellung konzipierte und realisierte.

Das Anliegen der Ausstellung ist es, die Kernzielgruppe der 12 und 18jährigen

für die Erscheinungsformen und Auswirkungen von Gewalt zu sensibilisieren – unter besonderer Berücksichtigung menschenverachtender, fremdenfeindlicher und extremistischer Aspekte und der zunehmenden Verrohung der Täter

• auf die Ursachen und Entstehungsmechanismen von Gewalt und ihren „Fallen“ aufmerksam zu machen

• und vor allem Schritte und Wege aus der Gewalt aufzuzeigen.

Diese Anliegen sind auch die zentralen Zielsetzungen der Gewaltprävention des Innenministeriums MV. Deshalb wurde die mobile Ausstellung von Anfang an vom Präventionsrat des Innenministeriums gefördert. Ohne diese finanzielle Unterstützung wäre die Realisierung von "gewaltfrei on tour" nicht möglich gewesen.

Wie erreicht die Ausstellung die Zielgruppe?

Um die Kernzielgruppe direkt zu erreichen und zu aktivieren, musste die Ausstellung mobil sein. Die Unterbringung in zwei Iso-Containern erübrigte ständiges Auf- und Abbauen der Exponate und bot den Vorteil, mit der Ausstellung auf die Schulhöfe und damit zu den Zielgruppen fahren zu können.

Die Schulleiter*innen und Schulsozialarbeiter*innen in den LK Parchim und Ludwigslust (ab 2012 Großkreis LWL-PCH) wurden per Rundschreiben auf die Ausstellung aufmerksam gemacht und in direkten Gesprächen informiert und „gecoacht“. Das Interesse war sehr groß. Die Verweildauer an den Schulen betrug im Schnitt 6 Wochen, so dass viele Klassen die Ausstellung besuchen und in den Lehrstunden be- und verarbeiten konnten.

Die einzelnen Stationen waren:

2008 : Regionalschule in Marnitz - Evangelische Schule in Hagenow - Regionalschule in Goldberg - Präventionswoche Parchim

2009: Regionalschulen in Banzkow, Lübz, Brüel, Parchim, Sternberg

2010: Regionalschulen in Crivitz und Plau – Jugendkulturtag im Kulturhaus Mestlin 2010/2011 im Zentrum von Groß Laasch als Anlaufstelle für Schulen der Umgebung 2011 Gymnasium Ludwigslust – Regionalschule Neustadt-Glewe

2012 Dömitz - Schulzentrum

2013 Marnitz - Grund- und Regionalschule

Nach dem letzten Einsatz in Marnitz wurden die beiden Ausstellungs-Container auf dem Gelände des kulturforums Pampin stationiert und dienen dort im Zusammenhang mit Projekten/Aktionen zur „kulturellen Bildung“ als wichtiges Anschauungsmaterial.

 

Schüler*innen bekleben die Container

Roter Container: Tatorte und Gesichter der Alltagsgewalt

Im Roten Container geht es praxisnah zur Sache. In 8 Bereichen des Alltags und Zusammenlebens werden Ursprünge/Ursachen und Spielarten von Gewalt und deren oft fatale Auswirkungen für die Opfer präsentiert:

• Gewalt in der Sprache – Missachtung, Diskriminierungen

häusliche Gewalt – Misshandlungen, Missbrauch, Gewaltspielzeug

• Gewalt in den Medien – Fernsehen, Filme, Video, Computerspiele

• Gewalt in der Schule -  gegen Schüler, gegen Lehrer, Ausgrenzungen, Mobbing

• Gewalt im Sport – Fouls im Fußball, Doping

• Gewalt in der Öffentlichkeit – Vandalismus, Graffiti

• Gewalt im Verkehr/Unfälle – aggressives Fahren, Alkohol am Steuer, Coma-Saufen

Rechtsextremismus – Fremdenfeindlichkeit, antidemokratische Ansichten

Außerdem werden prekäre Strukturprobleme wie Armut, Arbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit u. ä. thematisiert, die zum einen Gewalt bedeuten und zum andern Gewalt begünstigen.

Zentrale Botschaft: Gewalt ist ein Zeichen der Hilflosigkeit und nicht der Macht und Stärke.

 

Blauer Container: Wege aus der Gewalt

Der Blaue Container widmet sich der Gewaltprävention, ihren Grundlagen und Ansätzen im Prozess konstruktiver Konfliktbearbeitung. Kernstück ist die anschauliche, leicht verständliche Darstellung der Entstehung und Bearbeitung von Konflikten.

Ein Konfliktbogen zeigt die verschiedenen Phasen des Konfliktverlaufs auf und sensibilisiert für die Gefahr der Konflikteskalation mit nachfolgendem Gewaltausbruch. Die einzelnen Phasen des Konfliktverlaufs werden anhand von Beispielen verdeutlicht.

Man erfährt, wie Gewalt in Konfliktprozessen frühzeitig erkannt, rechtzeitig verhindert oder geschlichtet (Mediation) werden können. So soll das Bewusstsein für Gewaltprävention und für das Gebot „KEINE GEWALT“ geschärft und durch interaktive Übungen und begleitendes Anti-Gewalt-Training im Verhaltensrepertoire verankert werden.

 

Praxisnähe

Nicht nur die Themenfelder sind, da der Alltagswelt zugehörig, praxisnah, auch die inhaltliche Gestaltung der Ausstellung ist es.

Collagen, Bild- und Texttafeln, Tonträger, DVD-Filme, Flyer, Prospekte, Broschüren, Info-Hefte, Sticker, Objekte, Stellwände und Schaukästen sorgen für eine abwechslungsreiche und interessante Präsentation. Beispielsweise kann man

• hinter einer originalen Gefängniszellentür die bedrückende Enge des Strafvollzugs erleben.

• oder auf einer DVD die Leidensgeschichte eines missbrauchten Opfers anhören

• oder den im Auftrag der Hamburger Polizei von Springer & Jacobi entwickelten Werbespot zum Thema Zivilcourage „Wer nichts tut, macht sich schuldig“ ansehen

• oder man kann anhand eines kurzen Fragebogens seine eigene Konfliktkompetenz und Gewaltbereitschaft testen und erfahren, welchem Konflikttyp man am nächsten kommt.

Die Realisierung und Beschaffung der Exponate und Dokumente erfolgte in enger Kooperation mit zahlreichen gesellschaftlichen und staatlichen gewaltpräventiven bzw. -nachsorgenden Initiativen, Institutionen und Organisationen. Darüber hinaus waren die Berichterstattungen und Dokumentationen in Print- und elektronischen Medien wichtige Informationsquellen. 

 

Didaktische Aktionen gegen Gewalt

Um eine aktive Auseinandersetzung und möglichst nachhaltige pädagogische Wirkung der Ausstellung „gewaltfrei on Tour“ zu erzielen, sollten die in den Containern präsentierten Informationen durch verschiedene zielgruppennahe Aktionen/Projekte/Workshops zur gewaltfreien Konfliktbearbeitung begleitet und vertieft werden.

Der didaktische Dualismus von Information und Aktion zielt darauf, die Jugendlichen nicht nur mit den Ursachen und Hintergründen von Gewalt, ihren Abläufen und Folgen zu konfrontieren, sondern sie durch Tests, Spiele, Übungen und Anti-Gewalt-Training zur kritischen und partizipativen Auseinandersetzung mit der Gewaltproblematik und den Präventionsmöglichkeiten als verantwortliche Partner anzusprechen und einzubeziehen. Darüber hinaus soll den Heranwachsenden Gelegenheit geboten werden, sich in künstlerisch-kreativer, engagierter Art und Weise mit der Präventionskultur gegen Gewalt zu beschäftigen, Anti-Gewalt-Verhalten zu verinnerlichen und zu erleben, wie man Aggressionspotenzial sublimieren kann.

Kunst gegen Gewalt

Alle Ausdrucksformen der bildnerischen Kunst – Malerei, Graffiti, Skulpturen, Fotografieren, Video – können angewandt werden, um sich kreativ und kritisch mit dem Thema Gewalt – unter Berücksichtigung der speziellen Spielarten Extremismus und Vandalismus –  auseinanderzusetzen.

Beispiel: Zeichen gegen Gewalt / Regionalschule Crivitz 2010