Phase 1: FLIERL-Family: QUERSCHNITTE - 60 Jahre Kunst in 3 Generationen - Inge Flierl: Tapisserie - Florian und Marco Flierl: Skulptur - Caroline Böttcher: Fotografie
11. 5. - 27. 7. 2014
Im Mai eröffnet das kulturforum Pampin – Skulpturenpark/Galerien die Saison 2014. Das kulturforum lädt alle Freunde der Kunst herzlich ein zur Vernissage am Sonntag, dem 11. Mai um 15:00 Uhr zu der großen Ausstellung QUERSCHNITTE – 60 Jahre Kunst in 3 Generationen. Sie gewährt eindrucksvolle Einblicke in das Schaffen der renommierten Berliner Künstlerfamilie Flierl, die sich in Pampin erstmals in einer gemeinsamen Ausstellung von drei Generationen vorstellt: die Mutter Inge Flierl, ihre beiden Söhne Florian und Marco Flierl, die Enkelin Caroline Böttcher.Inge Flierl: Tapisserie
Inge Flierl: Tapisserie Inge Flierl hat nach ihrem Studium an der Hochschule für Bildende Künste, Berlin-Charlottenburg, nicht die Staffelei und Leinwand, sondern den Webstuhl und die selbst eingefärbte Wolle als Medien ihrer bildnerischen Ausdrucksform gewählt und damit einen künstlerischen Prozess, der Zeit und Geduld abverlangt. Die Entwicklung von der kreativen Idee und deren Übersetzung in eine Bildvorlage bis zur Realisierung am Webstuhl lässt sich langsam Schritt für Schritt verfolgen und gestattet immer wieder auch Zufällen Spielraum. Ihre Bildteppiche sollen – so sagt sie selber - ein „Fest fürs Auge sein...lebensbejahend, voller Poesie und zur Meditation verführen“. Inge Flierl spielt meisterlich und nuancenreich mit Formen und Farben, Licht und Schatten, abstrakten und figürlichen Motiven, streng geometrischen und rhythmisch schwingenden Kompositionen in allen Formaten bis zu monumentalen Größen von 210 x 355 cm. Inge Flierl, die während ihres langen Schaffens unbeirrt blieb von modischen Strömungen, ist der Gobelinkunst treu geblieben und hat dieser zu neuer Belebung verholfen.Florian Flierl und Marco Flierl: Skulptur
Florian und Marco Flierl haben das künstlerische Talent ihrer Eltern geerbt. Sie sind mit Leidenschaft Künstler, in erster Linie Bildhauer. Ihr bevorzugtes Material ist Bronze. Wenn sie auch mit demselben Material und vornehmlich figurativ arbeiten, so sind ihre Ausdrucksformen, ihr Stil und ihre Ästhetik doch grundverschieden. Und das macht die Ausstellung spannend. Florian Flierl, der Ältere, hat bei der Suche nach der Idealform – so scheint es – archaische Bilder im Kopf. Seine ausschließlich figürlichen Plastiken strahlen eine vehemente Präsenz aus – „hier bin ich“. Sie stimulieren tiefere Schichten erotischer Empfindsamkeit. Es ist die strenge Linienführung einerseits und die geballte Sinnlichkeit der Formgebung andererseits, die seinen Plastiken eine wiedererkennbare vitale Prägnanz verleihen. Durch die Konzentration auf wenige Linien, geometrisierte Volumen sowie pralle Formen und existentielle Themen erinnern die Arbeiten nicht nur an frühgeschichtliche und antike Idole und Gestalten. Die im Sandgussverfahren hergestellten Profile und Figuren haben durch ihren silhouettenhaften Auftritt und ihre idealtypisierende Substanz auch eine überzeitliche Anmutung. Eine kühle, edle Schönheit zeichnet die fast ausschließlich in Bronze gegossenen, meist figürlichen Arbeiten von Marco Flierl aus. Sie beeindrucken mit einer oft geschlossenen, nach innen gerichteten Haltung und einem gesammelten Ausdruck. Die facettenartig strukturierten Oberflächen seiner kubistisch anmutenden größeren Objekte sind häufig glatt, dabei raffiniert eingefärbt, wodurch die Struktur der Figuren markanter und lebendiger hervortritt. - Eine ganz andere Ästhetik und Ausstrahlung haben die Werkgruppen seiner bronzenen Kleinplastiken, deren Oberflächen oft schrundig sind. Die erotischen Aktfiguren ziehen die Blicke durch ihre variantenreichen Stellungen auf sich. Sie zeugen von suchender Lebensbejahung, dem ewigen Streben nach lustvoller Erfüllung und sinnesfrohen Fantasien.Caroline Böttcher: Fotografie
Marco Flierls Tochter Caroline Böttcher hat ihre ersten Foto-Serien in der spontanen Art des erspürten Zufalls der „Street Photography“ aufgenommen. Auffällig sind ihr wacher, erkennender Blick für prägende Lebensverhältnisse und ihre typisierende Fixierung alltäglicher Augenblicke und Situationen: Menschen, Objekte und Momente unverstellt in Szene zu setzen, erfordert fixe und geübte Reaktionen. Auf diese Weise macht sie Empfindungen und Ereignisse, Umbrüche und Wandlungen, Menschen und Strukturen sichtbar – ihre Fotos sind Einstieg in Erzählungen aus dem Kosmos lebensweltlicher Gegebenheiten. Mit ihren ersten Arbeiten ist der jungen Fotografin ein eindrucksvoller Auftritt gelungen, der für die Zukunft einiges verspricht.Phase 2: Thorsten Dittrich, Juliane Jüttner, Svenja Maaß: GEGENSTÜCKE
17. 8. - 28. 9. 2014
Thorsten Dittrich: Kompositionen aus Zeichnung, Malerei, Collage
Thorsten Dittrich (geb. 1967 in Hamburg) hat an der Hamburger Universität Kunstgeschichte studiert und mit einem Magister Artium abgeschlossen. Von der wissenschaftlichen, kritisch-reflektierenden Kunstbetrachtung wechselte er, einem inneren Drang folgend, zur kreativen Gestaltung. Mit großer Leidenschaft, dabei immer eine reflektierende Distanz wahrend, betreibt er seine Malerei. In wenigen Jahren hat er eine große Anzahl von umfangreichen Serien geschaffen, die sehr unterschiedlich sind und dennoch einen charakteristischen, unverwechselbaren Dittrich-Stil erkennen lassen: Kompositionen aus Zeichnung, Malerei und Collage-Elementen. Dunkle warme Töne erzeugen eine Grundstimmung von leiser Melancholie. Von realen Vorbildern abstrahierte Formen, Flächen, Gegenstände, Figuren, technische Versatzstücke, die sich nicht eindeutig identifizieren lassen, aber an Bekanntes erinnern, fügen sich vielschichtig zu Landschaften oder Vexierspielen zusammen – fast immer auf einen Mittelpunkt zustrebend und dadurch eine konzentrierte innere Dynamik erzeugend. In Dittrichs Inszenierungen spielen Figuren von der Größe und ihrer Konkretisierung her eine scheinbar nebensächliche Rolle, sind sie doch bei flüchtiger Betrachtung zunächst kaum zu erkennen. Doch bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass sie eine zentrale Rolle spielen, dass sie die Dirigenten sind, die die Komposition um sie herum beherrschen.
Juliane Jüttner: Skulptur
Juliane Jüttner (geb. 1972 in Wernigerode) studierte an der renommierten Art Students League New York sowie an den Hochschulen für Bildende Künste Prag und Braunschweig. An Letztgenannter hat sie als Meisterschülerin von Prof. Raimund Kummer ihren Abschluss gemacht und seit 2004 einen Lehrauftrag.
Bereits als Kind modellierte sie Figuren. Figürliche, naturalistische Darstellungen sind auch heute noch ihr Sujet – aber raffiniert verfremdet und mit einer eigenwilligen Aussage ausgestattet. Sie greift auf klassische Vorbilder zurück, ohne diese zu kopieren; vielmehr hinterfragt sie deren Ästhetik und Bedeutungsgehalt, indem sie sie in neue Kontexte stellt und/oder mit überraschenden Elementen versieht. Man fühlt sich zuweilen an Caravaggios Verknüpfungen von Sakralem mit Profanem erinnert. Ihre Verknüpfungen von scheinbar Gegensätzlichem sind alles andere als vordergründig; sie haben eine sehr eigenständige reflektierende Bildsprache und Stilistik, die unsere Sehgewohnheiten und Interpretationen in Frage stellen und zum Umdenken, Umdeuten auffordern. So werden beispielsweise süße Putten nicht als dekoratives Beiwerk dargestellt, sondern als Akteure, die dem „Opferlamm“ lustvoll die Kehle durchschneiden. Oder scheinbare Ewigkeitswerte werden mit der schnelllebigen Konsumwelt konfrontiert und verlieren ihre tradierte ikonographische Bedeutung.
„Juliane Jüttner irritiert den Betrachter...Sie zwingt zum genauen Hinschauen und provoziert zur Auseinandersetzung: mit tradierten Geschichten und Bildwelten, denen wir inzwischen emotionslos begegnen, weil wir schon so lange darüber Bescheid wissen. Oder glauben zu wissen.“ (Susanne Ulbrich)
Juliane Jüttner: Europa 1, 2013, 199x80x90cm - Polymergips/-clay 2013 - 199x80x90cm - Polymergips, Polymerclay, Kunstobst, Tüll
Juliane Jüttner: Europa 5, 2014, Mobile aus Thermoplaste 2014 - Thermoplaste - 100 x 100 x 40 cm - Mobile
Pokal von Juliane Jüttner und Bilder von Thorsten Dittrich
Juliane Jüttner Portrait Jüttner
Svenja Maaß: Malerei
Svenja Maaß (geb. 1977 in Bielefeld) schloss ihr Studium der Malerei an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig mit Auszeichnung ab, war Meisterschülerin von Prof. Klaus Stümpel und hatte Lehraufträge an verschiedenen Hochschulen für Bildende Kunst, zuletzt in Hamburg an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften.
Svenja Maaß’ panoptische Bilderwelt ist – wie die von Juliane Jüttner – ausschließlich figürlich orientiert. Handwerklich in altmeisterlicher Art gemalt, setzt sie ihre Motive – vornehmlich Tiere und Menschen – mit Ironie und Hintersinn, oft surreal in Szene. Die Art der Darstellung aller Objekte ist realistisch, naturgetreu, aber keineswegs ein Abbild der Realität. Die Protagonisten werden mit artfremden Elementen ausgestattet oder überzogen – wie beispielsweise der Elefant „Tiefes E“ mit einem Gummiband – was viele verschiedene Interpretationsmöglichkeiten zulässt. Welche, verrät die Künstlerin nicht. Die Deutungshoheit überlässt sie – grundsätzlich - dem Betrachter. Und der kann, lässt er sich auf die phantasievolle Bildsprache ein, viel Spaß haben beim Entschlüsseln der rätselhaften Bilder oder Bilderrätsel, die zuweilen maskeradenähnliche, komödiantische Szenarien darstellen. Sehr treffend kommentiert die Hamburger Sammlerin Ulla Lohmann die Werke von Svenja Maaß und ihre Beziehung dazu: ...“Heitere Ironie, Witz und subversive Spielfreude, gepaart mit geheimnisvoll Unergründlichem, ist der Stoff, aus dem die Bilder sind. Der Betrachter hat die Wahl, logische Zusammenhänge zu ergründen, Irritationen aufzuheben, Fremdartiges zu erklären oder einfach nur dem Zauber der Phantasie und dem Versteckspiel von Zeigen und Verbergen nachzugeben."